Den Nagel auf den Topf getroffen

Den Nagel auf den Topf getroffen

 

Jacqueline Deriu aus Bibern in ihrem Bijoux. Hier vereint sie moderne Nageltechnik mit Altbewährtem aus der Natur. 

Bild: Gabriella Coronelli, Schaffhausen24

 

Als sich Jacqueline Deriu vor 15 Jahren von der Topfpflanzengärtnerin zur Nageldesignerin ausbilden liess, stiess sie auf viele Vorurteile. Im Gespräch mit dem «Bock» (Link) erzählt sie, wie ein Beruf, der seinerzeit perspektivlos erschien, zur Selbständigkeit führte.

 

Wohlriechende Düfte, die an eine in voller Blüte stehende Blumenwiese erinnern, steigen beim Eintreten in das Bijoux Nagelkosmetikstudio in Bibern in die Nase. Die Augen sind damit beschäftigt, unzählige unterschiedliche Produkte zu erfassen. Selbst hergestellte Seifen in vielen Farben, Glasfläschchen und Tuben mit Tinkturen, Cremes und Ölen sind in Reih und Glied sauber eingeordnet. Jacqueline Deriu führt kein klassisches Nagelstudio. Sie stellt viele Pflegeprodukte, die sie als Nagelkosmetikerin benötigt, selbst her. «Viele Zutaten in meinen Produkten stammen entweder aus meinem Garten, oder von der nahen Umgebung», erklärt Jacqueline Deriu, die Geschäftsinhaberin von Bijoux Nagelkosmetik GmbH. In ihrem Nagelstudio verbindet sie moderne Technik der Nagelmodellage mit altbewährten, natürlichen Pflegeprodukten aus eigener Herstellung. Diese auf den ersten Blick sich beissende Symbiose sei nicht von Anfang an auf positive Resonanz gestossen. Dass sich der Einsatz und der Glaube an die eigenen Träume lohne, habe sich erst nach viel Arbeit und Durchsetzungsvermögen gezeigt.

Von der Gärtnerin zur Nagelpflege

Die Naturverbundenheit habe sie bereits seit ihrer Kindheit. «Schon meine Mutter schwor auf die Wirkung von natürlichen Heilmitteln. Ich wuchs mit Essigsocken und Zwiebelwickeln auf.» Nach ihrer Erstausbildung zur Schnittblumen- und Topfpflanzengärtnerin erweiterte sie ihre Kenntnisse mit der Zusatzlehre zur Floristin. Obschon sie in ihrer floralen Welt aufblühte, habe sie immer wieder eine Unvollkommenheit verspürt. Die Vorstellung, bis zur Pension ausschliesslich mit Pickel und Schaufel in der Erde zu graben, hätte sich nicht nach dem vollendeten Traumberuf angefühlt. Aus Zufall kam sie vor 16 Jahren mit der bereits zu jener Zeit angesagten Nagelkosmetik in Berühung. «Dass das Nageldesign so viel Abwechslung bietet und so viele glückliche Frauengesichter zaubern kann, war für mich überraschend», erzählt Jacqueline Deriu, die sich selbst als Landei bezeichnet und bis zum Beginn der Nageldesign-Ausbildung eher am Rande mit der Kosmetikbranche zu tun hatte. Sie entschied sich also gegen das Braune unter den Fingernägeln und für das Farbige darauf und meldete sich für die Ausbildung zur Nageldesignerin an. 

 

«Ich vertraute meiner Intuition»

Jacqueline Deriu

 

Ein Beruf ohne Zukunft

Ihr Umfeld habe auf diese Änderung überrascht reagiert und ihr eine kurze Karriere in der Kosmetikbranche prophezeit. Im Gespräch mit dem «Bock» erzählt die tüchtige Gartenliebhaberin, dass nur ihr heutiger Ehemann Claudio Deriu von dieser Umschulung angetan war. «Die meisten dachten, es wäre wieder einmal so eine Schnapsidee von mir», erinnert sich Jacqueline Deriu.  «Ich war schon immer ein sehr intuitiver Mensch. Mein Kopf diktierte mir Vernunft, aber mein Herz sendete andere Signale. Ich war ja keine Schusterin, wieso sollte ich also bei meinen Leisten bleiben?», erklärt Jacqueline Deriu mit einem verschmitzten Lachen den nicht alltäglichen Jobwechsel. «Ich stellte mir schon damals vor, wie ich modernes Nageldesign mit Altbewährtem aus der Natur verbinden könnte», so Jacqueline Deriu weiter.

Schon bald nach der Ausbildung zur Nageldesignerin und einer Anstellung in einem Nagelstudio in Neuhausen wagte sie mit 23 Jahren den Sprung in die Selbständigkeit und gründete das Studio Bijoux Nagelkosmetik. Dass zu jener Zeit Nagelstudios wie Pilze aus dem Boden geschossen eröffneten, schien die heute 37-Jährige nicht zu irritieren. «Ich war mir der Vielzahl an Mitbewerbenden bewusst. Aber ich vertraute darauf, dass mein Konzept funktioniert», so die Geschäftsinhaberin weiter

Jacqueline Deriu sammelt die Kräuter für die Produktion von Pflegeprodukten in ihrem Garten und in der nahen Umgebung. Bild: Gabriella Coronelli, Schaffhausen24

 

Bescheidenheit als Tugend

Jacqueline Deriu ist in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen und entsprechend habe sie früh gelernt, überall anzupacken. Schon als Kind sei sie neugierig gewesen und habe sich von den Erwachsenen nicht abfertigen lassen, wenn sie auf eine Frage keine nachvollziehbare Antwort bekam. «Stillstand ist Rückschritt. Das habe ich glücklicherweise früh verstanden», berichtet Jacqueline Deriu weiter. Entsprechend beliess sie es nicht nur bei den erwähnten Ausbildungen, sondern erweiterte ihren Horizont mit der Ausbildung zur Make-up-Artistin. Nicht nur fachlich wollte sie stets auf dem aktuellsten Stand der Dinge sein. Spätestens seit der Umwandlung ihrer Einzelfirma in eine GmbH habe sie auch die bertriebswirtschaftlichen Zusammenhänge besser verstehen wollen. Entsprechend absolvierte sie berufsbegleitend die Handelsschule, die ihr das nötige Wissen vermittelt habe. 

«Mit dem aktuellen Studium zur Kräuterheilpädagogin möchte ich meinen ursprünglichen Beruf noch besser mit meinem aktuellen vereinen.» Die Naturliebhaberin will mit dem neuen Wissen aus dem Studium ihre Eigenproduktion von Pflegeprodukten erweitern. Das Ziel sei, dass sie die momentan noch dazugekauften Produkte durch eigene ersetzen könne. Entsprechend werde Jacqueline Deriu wieder Schaufel und Pickel hervorholen und in ihrem Garten nach spezifischen Kräutern suchen. Mit manikürten Fingernägeln und braunem Unterton.

 

 

Gabriella Coronelli, Schaffhausen24